20. Mai 2025

Wie es ein Uetiker in die höchste Football-Liga von Europa schaffte

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Wie es ein Uetiker in die höchste Football-Liga von Europa schaffte

Die neue Saison der European League of Football steht kurz bevor – mit dabei ist Remo Spahr aus Uetikon am See.

Der Uetiker Remo Spahr spielt bei den Helvetic Mercenaries.
Foto: Seraina Boner

In Kürze:

  • Der ehemalige Volleyballspieler Remo Spahr wechselte zum American Football.
  • Bei den Helvetic Mercenaries spielt er nun in der europäischen Profiliga.
  • Neben dem Sport arbeitet Spahr in einer Dermatologie-Praxis und betreut junge Athleten.
  • Football gewinnt in Europa zunehmend an Popularität.

Remo Spahr ist selten allein unterwegs. Fast immer an seiner Seite: seine dreijährige Hündin Kali. Ob beim Training oder an Spieltagen – «Kali ist immer mit mir dabei und kennt sich mit dem Warten während meines Trainings sehr gut aus», sagt der Uetiker mit einem Lächeln.

 

Der 30-Jährige spielt American Football bei den Helvetic Mercenaries, dem einzigen Schweizer Team in der European League of Football (ELF). Am kommenden Sonntag beginnt für ihn und sein Team die neue Saison.

Vom Volleyball übers Tennis zum Football

Schon früh war für Remo Spahr Sport ein zentrales Thema. Allerdings noch nicht Football, sondern Volleyball. Seine Eltern und Geschwister haben diese Sportart bereits betrieben. Mit zwölf Jahren begann auch er mit dem Sport. Zuvor hatte er Tennis und Fussball ausprobiert. Nach seiner Sportschule fiel die Wahl auf Volleyball: Zehn Jahre lang spielte Spahr professionell, unter anderem bei Biogas Volley Näfels, wo er 2015 die Bronzemedaille in der Nationalliga A gewann.

Dreimal pro Woche trainiert Remo Spahr.
Foto: Seraina Boner

 

Doch 2017 kam der Wendepunkt. Der Uetiker entschied sich zum Sportartwechsel. Der Grund: Probleme mit dem Rücken. «Meine Gesundheit war mir wichtiger als meine Volleyballkarriere», sagt er. Er suchte also eine Sportart, die seinen Rücken anders belastet – und so schloss er sich 2018 den Zürich Renegades im American Football an. Bereits in seiner ersten Saison gewann er mit dem Team den Meistertitel der Schweizer Nationalliga B. Und obwohl Football als eine Sportart mit einem der höchsten Verletzungsrisiken gilt, tat ihm der Sport gut – auch dem Rücken.

 

Neuanfang mit neuer Energie

 

2023 nahm sich Spahr eine Auszeit vom Sport. «Ich habe mir gesagt: Jetzt höre ich auf», erinnert sich der Uetiker. Daraus wurde jedoch nur eine kurze Pause. Heute ist er zurück – mit neuer Energie, klaren Zielen und einem disziplinierten Tagesplan: «Schon mit dem Aufwachen beginnt bei mir die Vorbereitung zum Training: Ernährung, Arbeit und viel Taktik lernen.» Der Uetiker erzählt, dass er pro Woche drei Trainings mit der Mannschaft hat. Täglich muss er aber bis zu einer Stunde Lauftraining oder Fitness machen.

Neben dem Leistungssport arbeitet er als Praxisleiter einer Dermatologie in Zürich. «Es ist alles eine Frage der Planung», sagt Spahr und blickt kurz auf seine einschlafende Hündin. Ausserdem ist der Sportler oft im Zürcher Kunsthaus anzutreffen: Kunst gebe ihm viel Inspiration, sowohl für den Sport als auch für den Alltag.

 

«Erreiche das, was unerreichbar scheint»

 

Auf die Frage, ob er von der National Football League (NFL) in den USA träumt, antwortet Spahr ohne Zögern: «Definitiv nicht. Mit 30 ist man dafür zu alt – ich bin zufrieden, wo ich bin.» Hätte er früher mit Football begonnen, wäre es ein Ziel gewesen, in der Top-Liga der Welt mitzumachen, meint er. Er bleibt aber realistisch: «Auf diesem Niveau könnte ich jetzt nicht mithalten.»

Neben dem Leistungssport arbeitet er als Praxisleiter einer Dermatologie in Zürich. «Es ist alles eine Frage der Planung», sagt Spahr und blickt kurz auf seine einschlafende Hündin. Ausserdem ist der Sportler oft im Zürcher Kunsthaus anzutreffen: Kunst gebe ihm viel Inspiration, sowohl für den Sport als auch für den Alltag.

 

Derzeit bereiten sich die Helvetic Mercenaries auf das erste Spiel der Saison vor.
Foto: Seraina Boner

 

Im Sport, im Beruf und im Leben befolgt Spahr eine Einstellung: «Wenn man etwas erreichen will, ist das zu 80 die Mentale-Einstellung – der Rest ist Fleiss und Arbeit.» Diese Überzeugung gibt der Uetiker auch weiter: Er betreut junge Sportler auf mentaler Ebene in ihrer sportlichen Laufbahn. Laut ihm wurde das früher viel zu wenig beachtet: «Viele sagten mir, ich sei zu klein, zu spät dran, nicht genug talentiert.» Deswegen sei jetzt seine Motivation, anderen zu helfen, ihre eigenen Träume zu verwirklichen.

 

Sportart wird in Europa immer bekannter

 

American Football erfreut sich zwar grösster Beliebtheit in den USA, woher der Sport ursprünglich stammt. Doch laut Spahr wird Football auch in Europa immer bekannter. «Die Partnerschaft mit den Teams aus den USA wird immer intensiver. Ab und zu kommen Top-Stars aus Amerika zu den Trainings, um Tipps zu geben, zuzuschauen und sich mit den Teams zu treffen», sagt er. Mit dem Erfolg wächst auch das Interesse der Zuschauerinnen und Zuschauer, so der 30-Jährige. «Das Finalspiel ist immer ausverkauft, selbst wenn es in einem grossen Fussballstadion stattfindet.»

 

 

Auch in Spahrs Team, den Helvetic Mercenaries, ist der Einfluss aus den USA spürbar: Obwohl die meisten Spieler aus der Schweiz stammen, gibt es auch einige aus Amerika, darunter sogar ehemalige NFL-Spieler. «Wir haben auch eine starke Coaching-Gruppe aus den USA mit viel Erfahrung. Für unser Team ist das ideal», sagt der Uetiker.

 

Spiel für Spiel gewinnen

Zum Auftakt der Saison treffen die Helvetic Mercenaries am Sonntag, 18. Mai, in der Lidl-Arena in Wil SG auf das Team Nordic Storm aus Kopenhagen. Spahr setzte sich für diese Saison klare Ziele: Vor allem möchte er, dass alle verletzungsfrei bleiben, möglichst fehlerfrei spielen und «einfach Spass haben».

Remo Spahr zeigt sich im Hinblick auf die neue Saison optimistisch.
Foto: Seraina Boner

 

Das Team gewann letzte Saison nur ein Spiel und verlor die Restlichen – doch nun sind zahlreiche neue Spieler hinzugekommen. «Wir wollen Spiel für Spiel gewinnen – und vielleicht die Playoffs erreichen», sagt er. Der Uetiker ist sich auch sicher: «Langsam wird jeder merken, dass wir wirklich Potenzial haben.»

Helvetic Mercenaries vs. Nordic Storm, Sonntag, 18. Mai, um 13 Uhr, Lidl-Arena, Feldstrasse 40, Wil SG.